Was tun, wenn man die Nase gestrichen voll hat? – Gedankengulasch –
Heute ist mal wieder Zeit, für (m)einen Gedankengulasch. Ich bin genervt, enttäuscht, wütend und traurig und das alles auf einmal und auch nur, wegen einer klitzekleinen Kleinigkeit. Manchmal kann einen eine klitzekleine Kleinigkeit aber so treffen (das ist dann der bekannte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat), dass man am liebsten alle Segel abbrechen würde. Klamotten packen und abhauen. Vielleicht dahin, wo ich immer hin wollte? Ich habe gerade einfach die Nase voll. Von wirklich allem! Ich werde nächstes Jahr 40 Jahre alt und komme mir manchmal vor, als wäre ich noch 15. Ich komme mir manchmal tatsächlich so vor, da ich das Gefühl habe, mein Leben nicht so leben zu dürfen, wie ich es gerne wollte und auch will. Es ist meine Psyche, die mir einen Strich durch die Rechnung macht. Ich habe mir dabei leider Gottes schon oft genug im Weg gestanden. Ich habe mir mein Leben tatsächlich versaut. Hätte ich nach meiner ersten Ausbildung keine zweite Ausbildung gemacht und hätte ich mich da evtl. etwas weitergebildet, hätte ich heute vielleicht eine eigene Wohnung oder vielleicht sogar ein eigenes Haus…
Ich hätte einen eigenen Hund und ich hätte alles so, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Ich hätte meine Tochter vielleicht anders erzogen und ich würde anders leben, als ich es gerade tue. Vielleicht hätte ich nicht einmal mehr meine bescheuerte Angst- und Panikstörung aber das Schlimme daran ist – Ich kann nicht einmal (mehr) was daran ändern. Mein Leben ist am Arsch und das kotzt mich regelrecht an.
Manchmal denke ich mir, dass ich vielleicht einfach mal tun sollte, was ich will. Einfach mal die Koffer packen und weg. Vielleicht habe ich ja dann gar keine Angst. Vielleicht ist es ja nur die Angst vor der Angst, die mir alles kaputt macht. Vielleicht sollte ich mir einfach mal so den ein oder anderen Wunsch erfüllen. Aber dann kommt mein inneres Ich und sagt mir, dass ich doch keinen Ärger haben mag. Ich bin ein sehr Harmonie bedürftiger Mensch und hasse Stress. Mich regt es gerade tierisch auf, dass meine Tochter mal wieder so blond war und den Bus verpasst hat. Wenn es mal vorkommen würde, würde ich nichts sagen. Aber es kommt leider ziemlich oft vor. Dann muss sie natürlich abgeholt werden weil es ja zu viel verlangt ist, dass sie auf einen nächsten Bus wartet.
In dem Alter (nein, ich war 15! als ich mit meiner Ausbildung angefangen habe) war ich an manchen Tagen ab 5.00 Uhr auf den Beinen und saß ab 6 im Bus und kam am Abend erst heim, da ich auch auf einen Bus angewiesen war und musste (wenn ich nur einen halben Tag Berufsschule hatte) danach sogar noch bis 18.00 Uhr arbeiten gehen. Dann ab zum Bus und heim fahren. Aber egal… Prinzessin halt! (Und ja, genau so liebe ich sie!)
Ja, ich bin mit selbst schuld, dass sie so verwöhnt ist und genau das regt mich noch mehr auf. Und nicht nur ich selbst bin daran schuld. Nein, auch meine bescheuerte Angst. Und jetzt muss ich zusehen, wie ich damit klar komme.
Heute regt mich ehrlich gesagt die Fliege an der Wand auf. Heute früh hatte ich mal wieder Panik und warum? Weil ich meiner Mama unterwegs zeigen wollte, wie die Blüten bzw, Blätter am Baum langsam austreiben und mit dieser Bewegung, habe ich mir im Rücken irgendwas verklemmt. Somit Druck im Rücken und im Brustbereich hatte und schlecht Luft bekam. Großes Kino sag ich Euch! Mich – sorry – kotzt das so derbe an, das kann sich kein Mensch vorstellen.
Manchmal würde ich wirklich gerne einfach alles packen und abhauen. Ganz weit weg und zwar so, dass mich keiner mehr findet. Neu anfangen und das Leben vielleicht so leben, wie ich es gerne hätte. Vor allem aber ohne Angst und Panik. Doch leider ist das ja nicht mehr machbar. Mit einer PTBS, zu der sich eine ausgewachsene Angst und Panikstörung gesellt hat inkl. Krankheitsängsten und Depressionen, wird man doch nirgendwo für voll genommen. Nirgend wo! Man wird belächelt, es heißt, man soll sich am Riemen reißen oder was auch immer ich schon alles gesagt bekommen habe.
Das Leben ist wahrlich kein Ponyhof und jeder von uns hat sein Päckchen zu tragen. Aber…manchmal wäre mir eine Krankheit lieber. Entweder ich könnte Medikamente nehmen und wäre danach geheilt oder ich würde daran sterben. Ende, aus! Aber so leben ist echt eine Strafe. Es nervt… Natürlich gibt es auch schöne Dinge im Leben aber wenn man sich Ziele setzt und das Schicksal mal richtig Arschloch spielt und man diese Ziele nicht mehr verwirklichen brauch (weil es ein Wunsch war und dieser nun zerplatzt ist) und was weiß ich, was alles ständig um uns herum passiert…ja, dann hat man eben irgendwann die Nase voll. Aber da ich sogar davor Angst habe, drehe ich mich mein Leben lang einfach nur noch im Kreis.
Keine Angst, ich werde mir nichts antun. Denn wie gesagt – selbst davor habe ich Angst. Aber die Nase voll haben darf ich. Es reicht mir langsam. Mir reicht es, wie ich mich manchmal fühle. Mir reicht es, dass ich ständig irgendwelche Ängste im Kopf habe. Mir reicht es, dass ich immer auf andere angewiesen bin. Zu einem großen Teil zumindest. Mir reicht es, dass ich von manchen nicht für voll genommen (ernst genommen) werde.
Psychisch krank sein ist eine Art unsichtbares Stigmata. Man wird abgestempelt und zwar von allen und jedem. „Die versteht mal wieder alles falsch. Die bekommt alles in den falschen Hals. Man ist die wieder empfindlich. Die hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank…“
Nur, wenn man was benötigt wie zum Beispiel vor vielen Jahren mal Hilfe vom Amt kommt: „Sie sehen ja gar nicht so aus. Ich glaube Ihnen nicht, dass sie Angstzustände haben!“
Ähm Danke! Wie hat man denn dann auszusehen? Verwahrlost? Dreckig? Ja, wie denn bitte?? Darf man sich nicht normal anziehen und vielleicht etwas zurecht machen, wenn man auf die Straße geht (wenn es dann soweit ist, ist das nämlich schon sehr viel) oder man einen Termin hat, zu dem man gezwungen wird obwohl man krank geschrieben ist weil man eigentlich nicht kann, da man im Auto, im Bus etc. Todesängste und Panikattacken bekommt?
Um das zu tun, was ich immer wollte, bin ich nun zu alt. Um so zu leben, wie ich immer wollte, bin ich ebenfalls zu alt. Um mir manche Träume zu erfüllen, bin ich zu pleite und zu sehr auf andere angewiesen. Ja, ich bin ehrlich. Es ist eben so. Fakten lassen sich nicht verschönern.
Und trotzdem gibt es Schlimmeres im Leben. Das ist mir klar. Heute hört man wieder viel *Mimimi* von mir aber es ist eben das, was mir durch den Kopf geht. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen. Man kann nie sagen, dass das eine schlimmer, härter, extremer etc. als das andere ist, denn für die Person selbst, fühlt sich ihr Päckchen manchmal einfach unerträglich an. Und diesen Seelenschmerz habe ich jetzt gerade im Moment. Gedankengulasch eben…
Trotzdem lege ich mich gleich ins Bett und bin dankbar für diesen Tag. Ich bin dankbar, für meine wundervolle Familie und dankbar dafür, dass ich lebe.
Auch, wenn es mir manchmal unerträglich erscheint…
Eure Frozen