Ungeschminkt – Welche Auswirkungen hat das auf meine Mitmenschen?

Ich habe mich früher immer sehr stark geschminkt. Da ich auch für eine Zeit lang Younique Präsentantin war, war mein Gesicht bzw. mein MakeUp mein Aushängeschild. Zudem war die Schminke eine Art Maske für mich. Ich selbst habe ja schon ewig Probleme mit mir. Selbstakzeptanz und Selbstliebe waren für mich zwei Fremdwörter. Doch ich versuche, diese näher kennen zu lernen. Das ist nicht wirklich einfach denn es gibt sehr viele Menschen, die absolut oberflächlich sind. Schlimm finde ich nur, dass diese Menschen mich eigentlich gar nicht kennen. Virtuell haben sie mir mir vielleicht schon geschrieben. Meine Bilder geliked oder mir ab und an was „Nettes“ auf der Pinnwand hinterlassen. Doch wer von all den Menschen kennt mich den wirklich? Wer weiß, wie es mir geht und was ich mitgemacht habe? Wie mein Leben außerhalb des virtuellen Lebens ist… Auf Facebook habe ich viele Bekannte. Aus Gruppen, aus der Kind- und Jugendzeit, Leute, die ich durch meine Ausbildung kenne, einige Blogger, einige YouTuber und Menschen, die mich wirklich kennen. 

Die Menschen, die mich wirklich kennen wissen, dass ich seit einiger Zeit nur noch etwas MakeUp auftrage, wenn ich Videos drehe. Ansonsten laufe ich „nackt“ durch die Gegend. Also dachte ich mir nichts dabei und habe am Wochenende ein Selfie von mir online gestellt. „Nackt“ versteht sich…

Ich habe bei mir im Wohnzimmer gesessen. Direkt am Fenster und habe noch zum Bild geschrieben, dass ich das Licht ausgenutzt habe, um ein ungeschminktes Selfie zu machen.

Die Reaktionen machten mich sprachlos…

Die Reaktionen waren enorm. Unter dem Bild standen auf einmal Dinge wie „Du siehst schlecht aus“ oder „Du siehst fertig aus“ oder „Du siehst krank aus“… Von den Privatnachrichten brauch man gar nicht erst reden.

Obwohl ich extra nochmal darauf geantwortet habe, dass ich einfach nur ungeschminkt bin und das am linken Augen einfach nur ein Schatten vom Licht ist, kamen weiter solche Kommentare.

Ich habe das Bild mittlerweile auf Facebook gelöscht. Das ich damit solch eine Aufmerksamkeit verursachen würde, hätte ich niemals gedacht. Nur, weil ich ungeschminkt bin, keine gestellte Pose habe und einfach nur ich bin…

Filter, Posen, Licht, Schminke…Wer bist Du wirklich?

Ja, eigentlich hätte ich das Bild stehen lassen sollen. Aber mir war es zu blöd, auf alle Nachrichten und Kommentare dazu zu antworten. Aber mal Hand aufs Herz… Ist es so schlimm, wenn man sich zeigt, wie man ist? Natürlich? Ohne Schminke oder einen doofen Snapchat Filter? Mittlerweile ist es so „IN“, sich nur mit Filter öffentlich zu zeigen. Naja – was heißt öffentlich? Ich meine damit die virtuelle Öffentlichkeit. Im wahren Leben können die Bekannten an einem vorbei gehen, ohne dass sie einmal Hallo sagen. Und dann wird sich auch noch groß beschwert, weil man nicht gegrüßt hat. Ähm ja, wie denn auch, wenn man auf Fotos nur Augen mit Hundeohren und einer riesigen Zunge sieht? Oder einen Filter mit Blumenkränzchen inkl. vergrößerter Augen?

Was ist echt und was nicht?

Es ist wirklich kein Wunder, dass viele Menschen Komplexe haben. Man muss perfekt aussehen, geschminkt, schlank, und fit. Man darf nicht mal müde aussehen oder geschafft. Vor allem, wenn man vielleicht einiges erlebt hat. *ironie on* Leute – sperrt Euch ein, bis Ihr Euch wieder gefangen habt und legt dann bitte 2x so viel MakeUp auf. *ironie off*

Was ist denn heute echt und was nicht? Kann man das online überhaupt unterscheiden? Nicht wirklich denn Filter gibt es überall. Instagram, Facebook, Snapchat und unzählige Bildbearbeitungsprogramme. Ich habe Werbung für ein Programm bzw. für eine App gesehen, mit der ich mich zum Supermodel retuschieren könnte. Wer will sowas? Likes bekommen…ist das denn alles heute? Wenn ich dann raus gehe und jemanden grüße, weiß der doch gar nicht, wer ich bin, wenn er/sie nur die „gepimpten“ Bilder kennt.

Mein Mann sagte so treffend, als wir spazieren waren: „Schau mal Schatz – Ich brauche keinen Snapchat Filter. Ich kann auch natürlich albern aussehen!“

Lasst die Menschen Mensch sein!

Ja, ich war auch mal so, dass ich meine Bilder gerne mit einigen Filtern verschönert habe. Ich mich nur geschminkt gezeigt habe (okay, mache ich in Videos jetzt noch aber das hat auch einen Grund) und gerne eine Maske aufgelegt habe. Aber damit ist jetzt Schluss. Ich schminke mich dann, wenn ich Lust darauf habe. Ich zeige mich so, wie ich es will. Ich bin ich. Ich bin ein Mensch mit allen Ecken und Kanten. Mit einem Pickel, der mir über Nacht gewachsen ist, mit grauen Haaren, die im Laufe der Zeit immer mehr werden, mit meinen Speckröllchen, mit meinen Fältchen, mit meinen relativ großen Augen und kaum vorhandenen Augenbrauen (da wollte die Natur mir eben nicht mehr geben). Mit kleinen Brüsten, kleinen Füßen, langen Fingern, dicken Ohrläppchen, mit Muttermalen und mit Narben. Das Leben lebt man nun mal und das Leben zeichnet sich auch am Körper ab.

Die Zeit bleibt bei niemandem stehen!!!

Niemand muss sich für sein natürliches Aussehen schämen!

Bodyshaming, Fatshaming – das sind Begriffe, die man immer mehr hört. Schaue ich mir dann manche Beiträge auf Facebook an und die „netten“ Kommentare darunter, kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

Einige Beispiele:

  • „Boar ist die Alte/der Alte fett“
  • „Der Wal ist gestrandet“
  • „Hässlich as Fuck“
  • „Wer auf so ein Weib/auf so einen Kerl steht, ist doch krank“
  • „Gesund ist das aber nicht mehr, oder?“
  • „Schönes Gesicht aber der Rest geht ja gar nicht!“
  • „Zum F*** reicht es doch, oder?“
  • u.v.m

Manchmal könnte ich durch den Bildschirm krabbeln und würde dem Kommentator gerne eine auf die Backe hauen. Ja, das Bedürfnis habe ich in letzter Zeit sehr oft. Bei Teenagern drücke ich ja noch ein Auge zu aber solche Sprüche kommen von erwachsenen Menschen!

Es muss sich kein Mensch für sein Aussehen schämen! Allerdings sollten sich manche Menschen für ihren Charakter schämen. Ganz schlimm finde ich, wenn im Internet auf Macker gemacht wird oder eben auf coole Tusse und im wahren, realen Leben, bekommen die Damen und Herren nicht einmal den Mund auf. Traurige, oberflächliche Gesellschaft. Wisst Ihr, was hässlich macht? Ein mieser Charakter. Wenn manche diesen im Spiegel sehen könnten statt ihr Äußeres, würden die ganz schnell die Finger still halten.

Ich weiß, dass ich keine Schönheit bin.

Ich weiß, dass ich kein Supermodel bin.

Ich weiß, dass ich nicht schlank bin.

Ich weiß, dass ich meine Macken habe (innerlich sowie äußerlich).

Ich weiß, wer ich bin…

 

Ich bin ein Mensch. Aus Fleisch und Blut, der sein Leben leben möchte und das ohne solch oberflächlichen Menschen.

Und ja, ich sehe müde aus. ich sehe fertig aus. Denn ich bin müde und fertig! Ich habe auch einiges schon erlebt und dieses Jahr kamen noch einige, heftige Sachen dazu. Danke, weiß ich selbst und trotzdem mag ich keine Maske mehr auflegen. Falls ich mich schminken möchte tue ich es, weil ich es mag aber nicht, weil ich mich ungeschminkt nicht mehr vor die Tür oder auf ein Foto traue 😉

 

Eure Frozen