Mein Leben mit einer Herzneurose
Herzneurose – dieses Wort beschreibt eine meiner größten Ängste. Die Herzneurose wurde bei mir vor vielen Jahren in einem Krankenhaus „beschworen“, als ein Assistenzarzt mich fragte, ob ich diese Herzrasen (Panikattacke) öfter hätte. Ich habe ihm ehrlich mit „Ja, warum?“ geantwortet. Er erklärte mir, dass wenn ich solche Herzrasen öfter hätte, mein Herz irgendwann einfach stehen bleiben würde. Tatdaa – meine größste Angst hat sich in meinem Kopf festgesetzt.
Was genau ist eine Herzneurose?
Wenn Du meine Beiträge und/oder meinen Podcast verfolgst, weißt Du bestimmt, was eine Herzneurose ist. Allerdings kennen viele dieses Wort nicht einmal. Die Herzneurose hat viele Namen. Herzangst, Kardiophobie, Herzphobie und Da-Costa-Syndrom. Wer unter einer Herzneurose leidet, hat Angst davor, dass das Herz krank ist. Ich als Betroffene kann dazu sagen, dass die Herzangst wirklich mies ist. Ich achte zu oft auf Blutdruck und Puls. Und wenn ich eine Panikattacke habe, der Puls in die Höhe geht, bekomme ich daurch manchmal sogar Todesangst. Vor allem, wenn es sich so anfühlst, als könne man die Schläge nicht mehr zählen.
Und wenn dann andere sagen, es könnte ja eine Herzrhytmusstörung sein oder was auch immer, hilft mir das nicht. Im Gegenteil – die Angst wird dann natürlich größer. Und das, obwohl mein Herz das Organ in meinem Körper ist, was schon zig mal durchgecheckt wurde. Alles ohne Befund. Außer eben meine Tachykardie und meine Extrasystolen (kann aber jeder haben und die meisten Menschen merken das nicht einmal).
Mit einer Herzneurose leben
Mit einer Herzneurose leben, ist manchmal echt hart. Die ständige Angst, es könnte was am Herzen sein. Dadurch kann auch die Angst vor der Angst entsetehen sowie die netten Panikattacken. Schmerzen im Rücken, im Arm, Herzklopfen, Herzstolpern, ein flaues Gefühl im Magen, Unruhe, Schweißausbrüche etc. können schon triggern. Diese Körperempfindungen werden einfach überbewertet. Ja, ich weiß das und mir ist das auch absolut bewusst. Ich hatte die Herzneurose auch gut im Griff, bis ich eben nachdem ich krank war, wieder zu sehr auf mein Herz geachtet habe. Selbst ein einfacher Reizhusten machte mir Angst, da dieser ja ein Herzhusten bei einer Herzinsuffizienz sein könnte. Wenn Du mich jetzt sehen könntes, würdest Du lachen. Während ich hier schreibe, verdrehe ich selbst die Augen wiel ich weiß, wie dämlich diese Angst ist.
Weniger Kontrolle, mehr leben
Durch meine Apple Watch habe ich meine „Herzfunktion“ ständig kontrolliert. Meinen Puls, mein Ekg und meinen Blutsaerstoff. Wehe es war mal ein Wert nicht so, wie ich es gerne hätte – PANIK – Somit haben wir die Funktionen abgestellt. Mir ging es auch fast direkt besser, bis ich dann auf facebook in einer Apple Watch Gruppe einen Beitrag las, in dem jemand geschrieben hat, dass die Watch der Person das Leben gerettet hat. Ich bekam sofort wieder Panik und hätte gerne alles wieder kontrolliert. Aber – die Funktionen sind aus und bleiben es auch in Zukunft. Ich habe einfach den Entschluss gefasst, aus den Gruppen auszutreten. Wenn ich Tipps zur Watch haben möchte, kann ich auch woanders danach schauen und muss mich von solchen Beiträgen nicht triggern lassen. Es geht aber auch anderen so, wie mir.
In einer anderen Gruppe (es betrifft die Wechseljahre – da ich ja auch älter werde und nicht unwissend an die Thematik rantreten möchte, bin ich auch dort in einer Gruppe) schrieb eine Frau, dass sie eine Herzangst hat und deswegen eine Uhr mit Puls, Ekg und Blutdruck Funktion haben möchte.
Ich riet ihr davon ab und erzählte ihr, wie es mir mit den Funktionen ging. Viele andere stimmten mir zu und sagten auch, dass wenn sie eh Angst hat, lieber die Finger von solchen Funktionen lassen soll. Diese Uhren sind toll – keine Frage aber auch nicht Fehlerfrei. Und Menschen wie ich, machen sich dann bei Fehlmessungen verrückt und könnten sich eigentlich ein Dauerticket für den Arzt besorgen um „auf der sicheren Seite zu sein“.
Dem Arzt vertrauen
Ich wurde schon zig mal untersucht. 24h Ekg, 24h Blutdruckmessung, Belastungs-Ekg, normales Ekg etc. Und alles war bisher ohne Befund. Naja – Extrasystolen habe ich und natürlich manchmal einen sehr hohen Puls (eben durch meine innere Unruhe, meine Ängste und durch Panikattacken). Aber genau das haben „gesunde Menschen“ auch. Sie merken das nicht einmal. Sie wissen und kontrollieren es auch nicht. Ich achte leider zu sehr auf all meine Körperreaktionen und dementsprechend triggern sie mich. Natürlich sollte ich wirklich mal meinem Arzt vertrauen. Ich meine – es ist ja sein Job und er weiß, was er da tut (und mir versucht zu erklären). Nur mein Hirn rafft das nicht so ganz. Seltsamerweise – denn doof bin ich nicht. Nur irgendwie etwas gestört.
Nun muss ich lernen, dass es einfach „nur“ mein Kopf ist. Dass mein Herz eben nicht stehen bleibt wenn es durch eine Panikattacke anfängt zu rasen. Dass ein schmerzender Arm nicht gleich Herzinfarkt bedeutet und dass Extrasystolen einfach nur da sind, um mein Herz wieder in einen anständigen Takt zu bringen.
Ja, es ist schwer und ich wette, dass es dauern wird. Aber der Anfang ist – glaube ich – getan 😉
Mein Leben mit Angst und Panik – Ich würde mich freuen, wenn Du mir und meinem Blog folgen und mich auf meinem Weg begleiten wirst. Falls Du magst, hör doch auch mal in meinen Podcast „Lebst Du schon oder stirbst Du noch“ rein.
Deine Yvonne